Die Theaterkiste und der Musikverein harmonierten prächtig
Vom 6. Juni 2013
(ml) Auf der Bühne standen fünf Musikinstrumente und zwei Mülltonnen. Erraten? Richtig. Im Autohaus an der Durlacher Straße spielte die „Weingartener Theaterkiste“ die fünfte Auflage von „Sketche und Musik“. Erstmals mit von der Partie war der Weingartener Musikverein.
Und die beiden Mülltonnen waren das erste Requisit. Der Hausfrau Siglinde Triedwindt ist etwas in den Müll geraten, was sie unbedingt zurückhaben will. Aber in Harald Wagner begegnet sie einem Müllmann, der weiß, was Vorschriften sind und diese mit staubtrockener Miene auch einhält. Der Griff in die Tonne kostet sie ein großes Opfer, aber am Ende ist mit dem Auftritt von Joshua Wenglein alles umsonst.
„Wenn es draußen kalt ist und regnet, kann man sich bei der Kultur schön einkuscheln“ begann Christian Kleefeld und begrüßte die „mitgezerrten Männer“, die „Brückentag und Fußballspiel trotzen mussten“. Er machte die Reglementierungswut der Deutschen zum Thema, entlarvte die „genetische Unfähigkeit der Männer, zu wissen, wo im Haushalt die Blumenvasen stehen“ und zeichnete sich mit diesem Bild sofort in die Herzen der weiblichen Theaterbesucher, die sich endlich verstanden fühlten und dankbaren Beifall spendeten. Seit jeher ist Kleefeld die Rolle des Moderators an diesen Sketche-Abenden ein willkommenes Podium, seine Neigung zur Comedy auszuleben. Seinem großen Vorbild Dieter Nuhr ist er dabei schon sehr nahe gekommen.
Ein genialer Mime ist Fritz Haiber. Zusammen mit Ralf Diefenbacher als der behäbige und gutmütige Häberle gab er in „Die andere Hälfte“ zum dritten Mal dessen Partner Pfleiderer. Häberle will den betrunkenen Pfleiderer vom Alkohol abbringen. Dieser schwankt zwischen Zorn und Selbstmitleid, Häberle zwischen Fürsorge und Bevormundung. Am Ende siegt natürlich der „Gnitz“.
Zu hundert Prozent aus dem Leben gegriffen: Rosi (Renate Haiber) ist beleidigt, weil ihr Gatte (Fritz Haiber) ihre Silberhochzeit nicht feiern will. Mit dem Hinweis, was jetzt „ein anderer Mann täte“ bekommt sie ihn schließlich dahin wo sie ihn haben will, aber das Glück währt nur kurz. Klar, dass sie am Ende wieder die Dumme ist.
Das Klischee von der dummen Blondine hat Silke Bolze im Dialog mit dem „Reifenhändler“ Karlernst Hamsen sattsam und überzeugend bedient. Viel Klamauk zeigten gleich sieben Akteure (Sonja Schuler, Silke Bolze, Siglinde Triedwindt, Werner Kuhl, Karlernst Hamsen, Christian Kleefeld und Harald Wagner) in dem Zweiakter „Die Leiche ist nicht tot zu kriegen“. Es ging um eine Theaterprobe. Der Opa soll eine Leiche spielen. Aber still und reglos einen Gestorbenen zu mimen, ist ihm angesichts der vielen „Fehler“ seiner Mitspieler unmöglich. Von seinem Sessel aus dirigiert er das Geschehen und bringt den „Regisseur“ zur Verzweiflung. Das vielschichtige und nicht ganz einfache Stück lebt von der textlichen Verwirrung infolge vieler Wiederholungsschleifen und der stark vertretenen Situationskomik. Skurriler Höhepunkt ist der Auftritt von Opas Ehefrau und einem Feuerwehrmann.
Die passend ausgewählten und gekonnt gespielten Beiträge des Bläserensembles des Weingartener Musikvereins haben den Abend zusätzlich bereichert und aufgewertet. Fünf amüsante und pfiffige Sketche, fünf schwungvolle Bläserstücke, dabei fünfmal den Standort gewechselt, und viel Spaß und Hingabe sämtlicher Akteure machten den Abend voll „Sketche und Musik“ zu einem rundum gelungenen Vergnügen.