Vom 10. April 2016
Vier Tiere – Esel, Hund, Katze und Hahn – sind in ihrem Berufsleben alt und verbraucht geworden. Ihre jeweiligen Besitzer wollen sie töten. Da beschließen sie, auszureißen und ihren Lebensabend in eigene Hände zu nehmen. Das Märchen der „Bremer Stadtmusikanten“ ist hinlänglich bekannt und die „Weingartner Theaterkiste“ hat es in einer wunderbaren Inszenierung auf die Bühne gebracht. „Märchen sind zeitlose Stoffe, die Kinder wie Erwachsene ansprechen und heute noch so aktuell sind wie eh und je“, sagt Regisseur Fritz Haiber auf die Frage, was zur Auswahl gerade dieses Stückes geführt habe. Weitere Kriterien seien die Umsetzbarkeit auf der Bühne gewesen und die Frage, ob jeder Schauspieler eine passende Rolle finden könne. Er konnte. Bühnenbildner, Licht- und Tontechniker, Bühnenteam und Regie – erstmals mit Regieassistenz – haben ganze Arbeit geleistet und ein meisterhaftes Gesamtkunstwerk geschaffen. Die Kostüm- und Maskenbildnerinnen haben sich unter Federführung von Regisseurin Petra Frankrone selbst übertroffen und für jede noch so kleine Rolle eine aufwändige und originelle Kostümierung gefunden.
Insgesamt 21 Schauspieler, sehr viele in jüngeren und jungen Jahren, gaben ihr Bestes. Die vier Tiere – Lissy Miksat als Esel, Klara Knecht als Hund, Lisa Hamsen als Katze und Kim Walker als Hahn – zeichneten sich durch überragende Spielfreude aus, was aber genauso für das gesamte Ensemble galt. Als Beispiel, wie Einiges in dem Stück unter die Haut ging, sei die Szene an der Mühle genannt. Werner Kuhl, noch einer der wenigen aus der ersten Generation der Theaterkiste, packt als mürrischer und habgieriger Müller dem betagten Esel einen schweren Sack auf - und die 14jährige knickt unter der Last ein, Mitleid erregend authentisch. „Der arme Esel“ tönt es aus den Zuschauerreihen.
Aber der linear bis zum Ende anhaltende Aufstieg aus dieser doch düsteren Anfangsstimmung zum letztendlichen Happyend beginnt im Räuberhaus. Hier hausen sechs verwegene Gestalten: Markus Kleefeld und Michael Ziegelmeyer, Hannes Knecht und Katharina Weber als Räuberbraut, Karlernst Hamsen und Lisann Weber. Jede Figur zeigt einen anderen, toll profilierten Charakter und ihre Auftritte in verschiedenen Szenen gab den Kindern viel zu lachen. Die Tiere verjagen die Räuber mit ihrem Gesang und merken, dass sie gemeinsam etwas erreichen können. Sie besetzen das Haus. Doch ihr Ziel ist immer noch, Stadtmusikanten in Bremen zu werden und so ziehen sie los. Die Romanze von „Roland von Bremen und Kathrine“, zwei Paraderollen für Daniel Wiesler und Lara Spohrer, kommt zwar im Märchen gar nicht vor, bewirkt aber einen rosaroten Hauch, der dem Stück gut tut. Stand am Anfang der Tod im Raum, so ist es am Ende pure Lebensfreude. In weiteren Rollen waren zu sehen: Anna Bilgenroth als Magd Trause, Sonja Schuler als handfeste Bäuerin Emilia Fezzuoglio als Baronin mit dem Schießgewehr, Jana Sanft und Lea Sanft als Köchinnen, Hanna Osenberg und Kim Wiedenmann als Kleiderhändlerinnen und Karlernst Hamsen als Bürgermeister und Renate Haiber als seine Gattin.
Weitere Aufführungen sind am 9., 10. und 16. April um 15 Uhr im evangelischen Gemeindehaus. Das Stück ist geeignet für Kinder ab fünf Jahren.