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Von Marianne Lother

Vor ausverkauftem Haus hat die „Weingartener Theaterkiste“ mit der Premiere ihres neuesten Stücks „Das Dschungelbuch“ einen Start nach Maß hingelegt. „Das Dschungelbuch“ ist ein bekannter Stoff, der durch die weltbekannte Walt Disney-Verfilmung gewisse Vorgaben für seine Figuren erhielt. An diesen Vorstellungen in den Köpfen entlangzugehen und dennoch dem Stück auf der Bühne mit viel Farbe eine eigene, höchst kreative Note zu geben, hat die „Weingartener Theaterkiste“ in ihrer neuesten Produktion mehr als glänzend geschafft. Das Regie-Tandem Petra Frankrone und Fritz Haiber hat die Schauspieler nicht nur in irgendwelche Kostüme gesteckt, sondern hat Charaktere geschaffen.

Der Tiger Shere Khan (Christian Kleefeld) überfällt ein Menschendorf am Rande des Dschungels. Dabei verbrennt er sich nicht nur am Lagerfeuer ordentlich den Pelz, sondern seine Beute, das kleine Menschenkind, entkommt ihm. Seither lahmt der Tiger und fürchtet „die rote Blume“, was ihm als Herr des Dschungels eine Profilneurose einträgt, an der auch sein „Freund“ Tabaqui, der schleimige Schakal (Klara Knecht) nichts ändern kann. Das macht Shere Khan zu Mowglis lebenslangem Feind. Der kleine Junge rennt geradewegs in die Arme von Rakscha, der Wölfin (Renate Haiber). Ohne das geringste Wenn und Aber zu dulden, nimmt diese ihn in das Rudel auf und setzt damit ein Zeichen in Richtung weibliche Emanzipation und sozialen Großmut. Bis zum Ende der Geschichte werden sie und Akela, der Wolf (Ralf Diefenbacher), altern und „der kleine Frosch“ Mowgli (Mara Wenglein) kann nicht länger bei ihnen bleiben, sondern kehrt zurück zu den Menschen: Kein trauriges Ende, sondern der Lauf der Zeit und von Ralf Diefenbacher höchst sensibel und berührend dargestellt. Dazwischen liegen Abenteuer mit anderen Tieren, die Mowgli zeigen, Lernen und Wissen ist nicht gleich Lebenserfahrung.

>Wenn im Theatersaal das Licht ausgeht, betritt Balu der Bär (Jens Hamsen) die Bühne. Von der ersten Sekunde an ist er der Freund der Kinder. Fröhlich, sympathisch, im Vertrauen erweckenden blauen Ringelhemd über dem Bärenfell gibt er den jungen Zuschauern den roten Faden der Sicherheit. Wenn er auftritt, ist die Welt wieder in Ordnung. Sein Partner ist Bagheera, der schwarze Panther (Tanja Benz). Beide erachten es als ihren Job, Mowgli zu unterrichten, ihn Gefahren zu lehren, ihn zu  beschützen und notfalls aus höchster Gefahr zu retten.

Denn der selbstbewusste und leichtsinnige Mowgli hat eine Reihe von Begegnungen. Er darf mit den Elefanten-Soldaten (Karlernst Hamsen und Klaus Spohrer, Emilia Fezzuoglio, Simon Geissler und Johannes Essig) unter Colonel Hathi (Joachim Zeh) exerzieren. Er trifft die Geier (Petra Frankrone, Sieglinde Triedwindt und Werner Kuhl), die Schlange Kaa (Lisa Hamsen) würde ihn sehr gern verspeisen und er fällt der Affenbande (Kim Walker, Katharina Weber, Lara Spohrer, Alexandra Kleefeld) in die Hände, allen voran King Louis (Fritz Haiber). Extrem schrill, extrovertiert und aberwitzig kostümiert vertreten diese eine ganz eigene gesellschaftliche Gruppe. Im ersten Moment ist der Zuschauer geblendet von ihrem Auftritt und fast zu kurz ist die Zeit, um jedes Detail erfassen zu können.

Das gesamte Stück zeugt von einer tiefen Auseinandersetzung der Schauspieler und der Regie mit den einzelnen Rollen und von einer mehr als kreativen Umsetzung, an der viele mitgewirkt haben. Alles in allem ein sehenswertes Stück, das Kinder, allerdings frühestens ab fünf Jahren, und Erwachsene gleichermaßen begeistert. 

Eingestellt am 5. März 2013

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